Es sind aktuell neun Hochschulen für Gartenbau in Deutschland. Aus Anlass unseres Interviews in TASPO 37/14 mit einem Studierenden von der Hochschule Geisenheim, in der die Gesamtzahl aller Studienstandorte für Gartenbau in Deutschland fälschlicherweise mit sieben beziffert wurde, macht darauf Daniel Pascal Klaehre Dipl.-Ing. (FH) Gartenbau und Vertreter der Studentenschaft im Bundesvorstand des BHGL (Bundesverband der Hochschulabsolventen/Ingenieure Gartenbau und Landschaftsarchitektur) aufmerksam. Außerdem beleuchtet im Folgenden kurz die bestehenden Angebote zum Gartenbaustudium und was dabei noch fehlt:
In Deutschland gibt es neun Hochschulen für Gartenbau. Diese sind:
- drei Universitäten: Berlin, Hannover, München
- fünf Fachhochschulen beziehungsweise Hochschulen für angewandte Wissenschaften: Berlin, Dresden, Erfurt, Osnabrück, Weihenstephan
- eine „Hochschule neuen Typs” in Geisenheim.
Daneben bieten die Universitäten Bonn und Hohenheim gartenbauliche Vertiefungen im Studium der Agrarwissenschaften an.
Wie im Gartenbau üblich, können im Bachelorstudium bereits Schwerpunkte im Bereich Anbau und / oder Wirtschaft belegt werden. Derzeit gibt es folgende gartenbauliche Bachelorstudiengänge (Regelstudienzeit – 6 bis 7 Semester):
- Gartenbau bzw. Gartenbauwissenschaft: Humboldt Universität zu Berlin, Hochschule für Technik und Wirtschaft Dresden, Fachhochschule Erfurt, Hochschule Geisenheim, Leibniz Universität Hannover, Hochschule Weihenstephan-Triesdorf
- Produktionsgartenbau: Hochschule Osnabrück
- Gartenbauliche Phytotechnologie: Beuth Hochschule für Technik Berlin
- Wirtschaftsingenieurwesen im Agri- und Hortibusiness: Hochschule Osnabrück
- Agrarwissenschaften und Gartenbauwissenschaften: Technische Universität München
Gleichfalls bestehen im Aufbaustudium in der Pflanzenproduktion und / oder der Ökonomie Vertiefungsmöglichkeiten. Aktuell werden folgende Masterstudiengänge im Bereich Gartenbau angeboten (Regelstudienzeit – 3 bis 4 Semester):
- Gartenbauwissenschaft bzw. Horticultural Science: Humboldt Universität zu Berlin, Hochschule Geisenheim, Leibniz Universität Hannover, Technische Universität München
- Pflanzenforschungsmanagement: Fachhochschule Erfurt
- Pflanzenbiotechnologie: Leibniz Universität Hannover
- Gartenbaumanagement: Technische Universität München mit Hochschule Weihenstephan-Triesdorf
- Agrar- und Lebensmittelwirtschaft: Hochschule Osnabrück
- Produktionsmanagement in Agrarwirtschaft und Gartenbau: Hochschule für Technikund Wirtschaft Dresden
- Prozess- und Qualitätsmanagement in Landwirtschaft und Gartenbau: Humboldt Universität zu Berlin
Daneben existieren einige Sonderformen von Gartenbaustudiengängen.
Der internationale Masterstudiengang Horticultural Science wird in Kooperation von der Technischen Universität München, der Humboldt Universität zu Berlin, der Universität Bologna, der Universität für Bodenkultur Wien und der Corvinus- Universität Budapest angeboten.
Die Hochschule Weihenstephan-Triesdorf bietet mit der Hochschule Agrocampus Ouest in Angers (Frankreich) einen Doppelabschluss an. Gleiches gilt für die Leibniz Universität Hannover und die Universität Wageningen (Niederlande).
An der Humboldt-Universität zu Berlin, der Hochschule Geisenheim (in Kooperation mit der TU Darmstadt) und der Technischen Universität München kann Gartenbau auf Lehramt an Berufsschulen (Sekundarstufe II) studiert werden.
Ein duales Studium, das eine Gärtnerlehre mit einem Bachelorabschluss im Gartenbau kombiniert, kann an der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf absolviert werden.
Das Studienangebot zum Gartenbau in Deutschland ist also vielschichtig. Trotzdem besteht noch Verbesserungsbedarf bei den akademischen Lehrangeboten.
Hochschulübergreifende Summer Schools zu empfehlen
Was bislang fehlt sind hochschulübergreifende Summer Schools (2- bis 4-wöchige Blocklehrveranstaltungen in den Sommersemesterferien), die für Gartenbau-Studierende von allen Hochschulen offen sind. Beispielsweise finden an wirtschaftswissenschaftlichen Hochschulen solche Summer Schools regelmäßig bundesweit oder international statt. Dabei lernen die Studierenden andere Regionen und Hochschulen sowie Studierende kennen. Teilweise werden interdisziplinäre Summer Schools angeboten, die der Überschreitung von Wissensgrenzen bei allen Beteiligten besonders zuträglich sind.
Mittels Summer Schools kann eine dauerhafte, intensive Vernetzung der Studierenden sowie der an der Organisation beteiligten Hochschulen erreicht werden, was sich z.B. in der verbesserten Kooperation bei der Einwerbung von Drittmitteln in der Forschung niederschlagen kann.
Gerade Summer Schools für Bachelorstudenten würden den Wettbewerb der Hochschulen um die besten Köpfe für ein Masterstudium befördern – was wiederum der Studentenschaft zu Gute käme. Die Mobilität der Studierenden würde begünstigt. Das gemeinsame Lehrangebot „WeGa-Student“ einiger deutscher Gartenbau- Hochschulen ging definitiv in die richtige Richtung (auch didaktisch mit der Kombination von Präsenz- und Fernlehre). Jedoch nahm hier nur ein Teil der deutschen Gartenbau-Hochschulen an der Abwicklung des Moduls teil, wodurch ausschließlich den Studierenden der teilnehmenden Hochschulen eine Teilnahme offen stand. Zudem waren die Studierenden lediglich an einem Wochenende für einen Workshop zusammen – die Austauschintensität war also geringer, als dies durch ein mehrwöchiges Blockmodul möglich ist.
Angebote zum Studieren neben dem Beruf fehlen im Gartenbau
Mit der Umsetzung der Bolognareform sollte unter anderem erreicht werden, dass Bachelorabsolventen nach einer Phase im Beruf (beispielsweise um Praxiserfahrungen zu sammeln) weiter auf Masterniveau studieren können. Jedoch wird inzwischen ein Masterstudium zumeist direkt im Anschluss an das Bachelorstudium absolviert, also ohne Berufsphase nach dem Bachelorabschluss. Bachelorabsolventen wäre ein Hochschulzugang nach einer Berufsphase erheblich erleichtert, wenn es Teilzeit- oder Fernstudiengänge gäbe. Tatsächlich gibt es in Deutschland derzeit keine Teilzeit- und Fern-Studiengänge im Gartenbau oder den Agrarwissenschaften, die sich neben dem Beruf wahrnehmen lassen.
Das bedeutet regelmäßig, dass sich bereits arbeitende Bachelorabsolventen nochmal komplett auf ein Masterstudium einlassen müssen – mit allem was damit einhergeht von finanziellen Einbußen und Verlust des derzeitigen Jobs bis hin zur Finanzierung von doppelten Wohnsitzen und gegebenenfalls dem Verzicht auf ein Leben mit Familie.
Gute Erfahrungen an Fachschulen mit Fernlehre und Präsenzphasen
An Meister- und Technikerschulen (Fachschulen) gibt es bereits gute, langjährige Erfahrungen mit Ausbildungsangeboten die Fernlehre (Online-Unterricht) und Präsenzphasen an der Schule (z.B. Heidelberg, Veitshöchheim) kombinieren. Diese Angebote wenden sich ausdrücklich an Berufstätige, die sich höher qualifizieren wollen. Zudem ist der Ablauf dieser Ausbildungsangebote so zugeschnitten, dass Berufstätige weiterhin arbeiten können.
Masterstudiengänge bestehen in der Regel aus nur 2 bis 3 Semestern mit Lehrveranstaltungen und dauern damit kaum länger als eine Vollzeit- Fachschulausbildung. Die Erstellung der Masterarbeit bedarf regelmäßig 1 Semester, das aber nicht am Hochschulstandort verbracht werden muss.
Masterstudium in Teilzeit oder aus der Ferne
Ein Teilzeit- oder Fern-Masterstudium, das auf bereits berufstätige Bachelorabsolventen im Gartenbau zugeschnitten ist, existiert also derzeit nicht in Deutschland. Auch hier könnte eine Zusammenarbeit verschiedener Hochschulen – sei es bei Präsenzphasen oder bei der Konzeption von Online-Lehrveranstaltungen – die Einrichtung eines „Studiums neben dem Beruf“ erleichtern.
Gewiss ist ein naturwissenschaftlich vertiefter Studiengang, der z.B. viele Laborpraktika umfasst, nur schwer als Teilzeit- oder Fernstudium umsetzbar. Teilzeit- oder Fernstudiengänge mit wirtschaftswissenschaftlicher Ausrichtung im Gartenbau könnten jedoch ohne große Hürden realisiert werden.
Die gesamte Gartenbaubranche würde von dem Angebot solcher Studiengänge profitieren. Schließlich gäbe es dann mehr Gartenbau-Akademiker, die neben einer profunden Hochschulausbildung zugleich über eine mehrjährige Praxiserfahrung verfügen.
Der Appell an die Hochschulvertreter im Gartenbau kann also nur lauten:
- Unterstützen Sie die Vernetzung Ihrer Hochschulen und fördern Sie den Austausch innerhalb der Studentenschaft, indem Sie Summer Schools einrichten, die allen Studierenden offen stehen
- Helfen Sie lebenslanges Lernen für Berufserfahrene zu ermöglichen, indem Sie sich für ein Angebot von Teilzeit- oder Fern-Masterstudiengängen im Bereich Gartenbau(-ökonomie) stark machen
Daniel Pascal Klaehre, Vertreter der Studentenschaft im Bundesvorstand des BHGL (Bundesverband der Hochschulabsolventen / Ingenieure Gartenbau und Landschaftsarchitektur)
Zum TASPO-Beitrag, Ausgabe 39/2014, Seite 8